Vor einigen Tagen habe ich meine Regeln für die Auswahl meiner Nähprojekte vorgestellt und dabei erwähnt, dass ich einige an den Ärmeln zerschlissene Blazer habe. Einer davon ist ein dunkelblauer, den ich in den letzten Jahren wirklich jeden Tag getragen haben: Im Winter statt eines Pullovers, im Sommer sobald es am Abend mal etwas kühler wurde. Der war so wunderbar neutral einsetzbar, zur Jeans, zum Kleid, dass er auf jeden Fall ersetzt werden musste.
Beim Durchstöbern meiner BurdaStyle-Sammlung bin ich auf diesen Schnitt gestoßen. Mir gefielen die klaren Linien des Blazers, der cleane Kragen und das Knopfloch in der Naht. Einen geeigneten Stoff habe ich nach einiger Suche auch gefunden: Einen dunkelblauen Baumwoll-Stretch-Satin.
Verwendete Materialien
- 1,4 m Stretch-Satin aus Baumwolle (150 cm breit)
- 1,25 m Futter (140 cm breit)
- Bügeleinlage
- 1 Knopf
- 1 flacher Innenknopf
Nähen
Der Stoff wurde in doppelter Stofflage zugeschnitten. Bereits hier fühlte sich der Stoff sehr gut an: Es gab kein unkontrolliertes Verrutschen der Stofflagen und die Kreide war nach dem Anzeichnen der Nahtzugaben gut sichtbar. Der Besatz wurde mit einer leichten Bügeleinlage verstärkt. An dieser Stelle war die Nähanleitung leider nicht ganz eindeutig: Laut Text sollten nur die Besatzteile verstärkt werden plus die Saumzugaben und eine Ecke, die später bis zur Stepplinie aufgeschnitten werden muss. In den dazugehörenden Zeichnungen sah es aber so aus, als ob auch das mittlere Vorderteil verstärkt werden sollte. Ich habe mich dazu entschieden das vordere Mittelteil nicht zu verstärken, weil ich es gar nicht so gerne habe, wenn Blazer vorne so steif werden. Außerdem habe ich ja auch bereits einen festeren Stoff verwendet.
Zunächst wurden die seitlichen und die mittleren Vorderteile aneinandergenäht. Dabei musste jeweils ein Stück für die späteren Knopflöcher offengelassen werden. Im nächsten Schritt wurden die Rücken- und Seitennähte geschlossen. Vor dem Nähen der Schulternähte, wurde noch das Kragenteil an das Rückenteil angenäht. Auch die Ärmelteile wurden zusammengenäht und gesäumt. Anschließend wurden die Ärmel in den Blazer eingesetzt. An dieser Stelle hätten eigentlich die Schulterpolster eingesetzt werden sollen, die ich mir aber gespart habe, weil ich Schulterpolster einfach nicht leiden kann. Eigentlich hätte man dafür die Schulternaht und den Ärmel etwas anpassen sollen. Aber wie das so ist, man ist viel zu ungeduldig, um diese Änderung noch vorzunehmen. Wenn man das nicht weiß, sieht man das auch nicht und man hat etwas mehr Bewegungsspielraum im Ärmelbereich.
Somit war ich auch bereits beim Futter angelangt. Hier gibt es eine bebilderte Anleitung zum Einsetzen des Futters. Zunächst wurden die Rückenteile mit dem Kragenbesatz und die Vorderteile mit dem vorderen Besatz zusammengenäht. Dann wurden die Vorder- und Rückenteile zusammengenäht und die Ärmel eingesetzt. Die Jacke und das Futter wurden an der vorderen Kante und fortlaufend am Kragen zusammengenäht. Jetzt noch die Säume umschlagen und locker von Hand festnähen und das Futter auf den Säumen festnähen.
Was jetzt noch fehlte, war das Knopfloch. Dafür musste dieses noch in den Besatz geschnitten werden. Irgendwie fühlt es sich komisch an einfach so in die Jacke hineinzuschneiden. Die Kanten des eingeschnittenen Knopflochs wurden einige Millimeter nach innen umgelegt und von Hand festgenäht. Dies wurde auf beiden Seiten durchgeführt, damit die Jacke hinterher zum einen mit dem sichtbaren blauen Knopf und zum anderen mit dem Innenknopf geschlossen werden kann.
Fertig!
Ich glaube, dass auch dieser Blazer das Potential zu einem Lieblingsstück hat und ich den alten jetzt getrost ausmisten kann.