Vor einiger Zeit habe ich meinen Kleiderschrank ausgemistet. Es sind bestimmt 12 Kleidersäcke zusammengekommen und ich war entsetzt, wie sich soviel Zeug ansammeln konnte, mit dem ich eigentlich nichts anfangen konnte. Da die eigentliche Schwierigkeit beim Aufräumen nicht das entrümpeln ist, sondern es nicht wieder soweit verkommen zu lassen, habe ich das Ausmisten genutzt, um mir klar zu werden, was mir wirklich gefällt und was ich wirklich gerne trage. Daraus sind für mich einige Regeln entstanden, die ich bei neuen Nähprojekten berücksichtige:
1. Es werden nur noch Kleiderstücke gefertigt, die ich wirklich benötige
Bei der besagten Ausmistaktion ist mir aufgefallen, dass gerade viele Kleidungsstücke, die ich gerne trage, verschlissen sind. Insbesondere bei einigen Blazern, die ich seit Jahren zu allem kombiniere. Die Stoffe sind an den Ellbogen inzwischen dünn und glänzend und machen den Eindruck, dass sie bald reißen werden. Genau diese Kleidungsstücke versuche ich jetzt nach und nach auszutauschen und sobald diese ersetzt sind, wird das ehemalige Lieblingsstück auch entsorgt.
Außerdem mache ich gerne zu Saisonbeginn eine Analyse des Inhalts des Kleiderschrankes. Ist bereits alles notwendige vorhanden? Was hätte ich gerne zusätzlich als besonderes Kleidungsstück? Meistens fallen so 2–3 Dinge auf, die fehlen oder so langsam mal ersetzt werden könnten. Erst wenn klar ist, was genäht werden soll, mache ich mich auf die Suche nach geeigneten Schnittmustern, was dann direkt zum nächsten Punkt führt:
2. Das gewählte Schnittmuster muss zu meiner Figur und meinem Kleidungsstil passen
Früher habe ich Nähzeitschriften aufgeschlagen und einen Schnitt gewählt, der mir gefiel und losgelegt. Dabei habe ich mir keine Gedanken gemachten, ob ich das Kleidungsstück benötige und ob es mir stehen wird. Heute ist meine Vorgehensweise zum Glück etwas zielgerichteter.
Ich bevorzuge eher figurbetonte Kleidung. Ab und zu ist auch eine weite Bluse zu einer engen Jeans erlaubt. Doch beim Aufräumen sind erstaunlich viele Kleidungsstücke zum Vorschein gekommen, die für mich einfach nicht passen: Zu festlich – wann hat man dafür schon die Gelegenheit? Zu Süddeutsch – In Norddeutschland fühlt man sich in einem Dirndl einfach nicht wohl, auch wenn es noch so schön ist. Zu lang – Lange Röcke und Kleider sehen zwar toll aus, sind aber unpraktisch. Spätestens nachdem ersten Treppenstolperer, werde ich mich so sehr über den Rock geärgert haben, dass er zukünftig im Schrank bleiben muss.
3. Hochwertige Stoffe verwenden
In der Vergangenheit habe ich immer wieder Stoffe gekauft, die mir nicht wirklich gefallen haben. Es sollte einfach nur schnell etwas her, damit ich sofort loslegen konnte. Die Farbe passte aber gar nicht zu mir. Oder der Stoff war dann viel zu fest für die Bluse oder der Stoff für den Rock entpuppte sich als viel zu durchsichtig. Vielfach stimmte auch einfach die Qualität nicht. Der Stoff war sehr günstig und der Preis hätte einen stutzig machen sollen, denn beim Zuschneiden kamen immer wieder Fehlstellen zum Vorschein um die dann geschickt drumherum geschnitten werden musste. Andere Stoffe fransten wiederum zu stark aus. Mit störrischen Stoffen macht das Nähen einfach keinen Spaß, ständig muss irgendwo getrickst werden damit es halbwegs ordentlich aussieht. Und das daraus entstandene Kleidungsstück erinnert einen später immer nur an die Probleme und den Frust, den man beim Nähen hatte. Ein solches Kleidungsstück kann dann auch kein Lieblingsteil mehr werden.
4. Keine Farb-Experimente mehr
Es gibt so viele Farben und so schöne Muster! Und aus diesem Grund habe ich immer wieder zu gemusterten Stoffen gegriffen. Nur trage ich überhaupt keine gemusterten Kleidungsstücke. Oder, wenn überhaupt, nur mit sehr dezenten Mustern, z. B. ein paar Punkte oder auch mal ein Karomuster. Streublumen sind mir schon zu viel. Auch mit den Farben habe ich immer wieder herumexperimentiert. Ich dachte immer, dass mir eines Tages grün und braun auch gefallen wird. Immerhin trägt das fast jeder. Naja, heute richte ich mich gerne mit Holzmöbeln ein und dekoriere mit grünen Pflanzen die Wohnung, aber tragen möchte ich diese Farben nicht. Stattdessen habe ich mir ein Farbschema überlegt, das ich inzwischen seit einem Jahr auch ganz gut einhalte. Meine Grundfarben sind dunkelblau und grau. Kombiniert wird dies mit Rot- und Beerentönen.
5. Das Kleidungsstück muss vielseitig kombinierbar sein
Wenn ich mir heute etwas Neues zulegen möchte, stelle ich mir die Frage, wie ich es kombinieren kann. Mindestens 3 Outfits sollten direkt vor meinem inneren Auge erscheinen und auch passende Schuhe sollten vorhanden sein. Sonst lohnt es sich erst gar nicht damit anzufangen. Dies gilt auch für Kleider, die ja eigentlich bereits ein Outfit für sich sind. Aber auch hier sollte die Frage gestellt werden, ob durch verschiedene Accessoires, Jacken und Schuhe unterschiedliche Looks möglich sind. Insbesondere zu Zeiten als ich noch Farbexperimente unternommen habe, sind immer wieder Kleidungsstücke entstanden, die einfach nicht kombinierbar waren oder ich musste weitere Teile dazu kaufen / nähen, die mir ebenfalls von der Farbe her nicht gefielen. Beim Ausmisten dieser Stücke habe ich mich immer wieder bei den Gedanken ertappt: „Das ist doch noch kaum getragen. Du musst es nur mal anziehen, dann wird es dir schon gefallen.“ Zum Glück konnte ich mich überwinden, diese Kleidungsstücke wegzutun und jetzt habe ich mehr Platz für Dinge, die mir gefallen.
6. Es werden keine Kleidungsstücke mehr gekauft
Diese Regeln hat zwar auf den ersten Blick nichts mit der Auswahl der Nähprojekte zu tun. Aber an jeder Straßenecke, in jedem Laden gibt es tolle Sachen, so dass man ständig in Versuchung gerät zusätzlich auch noch Kleidung einzukaufen. Der Frust ist aber um so größer, wenn man dann eines Tages jemanden erspäht, der das gleiche trägt. Deswegen habe ich für mich entschlossen, dass bis auf wenige Ausnahmen, wie Jeanshosen, Unterwäsche und Socken nichts mehr gekauft werden soll.
Und es gibt so viele schöne Schnittmuster. Dazu kommen auch noch zig eigene Ideen. Aber ganz ehrlich, die eigenen Ideen sind doch die Dinge, die am besten zu einem passen. Und wenn man schon die Fähigkeit hat, diese mit Hilfe eigener Schnittmuster oder mit leichter Abwandlung von anderen Schnittmustern umzusetzen, dann sollte man sich doch darauf fokussieren und eigene, ganz individuelle Kleidungsstücke nähen.
Ich halte die Regeln jetzt seit einem guten Jahr ein. Und es hilft tatsächlich nicht wieder so viel Zeug anzuhäufen. Trotzdem wird man nicht drumherum kommen, immer wieder auszumisten. Denn das Entrümpeln ist ein Prozess und keine einmalige Angelegenheit.
Wie hältst du Ordnung in deinem Kleiderschrank? Hast du auch bestimmte Regeln für die Auswahl deiner Nähprojekte? Schreib dazu doch etwas in die Kommentare.