„Jetzt nur noch den Saum nach innen falten uns festnähen.“ So oder so ähnlich enden die meisten Nähanleitungen und das neue Kleidungsstück ist fertig. Aber welche Saumtechnik ist eigentlich für welchen Stoff geeignet? Ich habe hier für dich einmal die gängigsten Methoden zusammengefasst.
Umschlagsaum
Beim Umschlagsaum handelt es sich um einen universellen Saum, den du eigentlich immer verwenden kannst. Der Nachteil ist allerdings, dass die Naht auf der rechten Seite zu sehen ist, was bei schickeren Kleidungsstücken oftmals nicht erwünscht ist.
Es gibt den einfachen Umschlagsaum und den doppelten Umschlagsaum. Für den einfachen Umschlagsaum wird die Saumzugabe nach innen gelegt und gebügelt. Der Saum kann dann mit einem Gradstich angenäht werden. Bei einem stark fransenden Stoff sollte die Kante zusätzlich versäubert werden.
Weil es ordentlicher aussieht, bevorzuge ich den doppelten Umschlagsaum. Im ersten Schritt wird der Saum dabei ebenfalls nach innen gelegt und gebügelt. Anschließend wird die nach oben gefaltete Stoffkante nochmal umgefaltet, so dass diese nicht mehr sichtbar ist und festgenäht.
Stich: | Gradstich |
Saumzugabe: | 1,5 — 4 cm |
Stoffe: | Webware, z. B. Baumwolle, Viskose |
Kleidungsstücke: | Blusen, (Jeans-)Hosen |
Saum mit engem Zick-Zack-Stich
Diese Saumkante eignet sich besonders für feine Stoffe, die entweder sehr dünn sind oder stark ausfransen. Insbesondere für Rüschen und Volants lässt sich diese Methode gut einsetzen, wie ich es auch in dem Beitrag zur Rüschenbluse gemacht habe.
Um einen solchen Saum anzufertigen, wird zunächst die Saumzugabe nach innen gebügelt. Die Kante wird mit einem eng eingestellten, schmalen Zick-Zack-Stich genäht. Ich mache immer ein paar Probenähte auf einem Stoffrest, da Zick-Zack-Stiche auf jedem Stoff sehr unterschiedlich wirken. Anschließend wird die überstehende Zugabe vorsichtig direkt neben der Naht zurückgeschnitten.
Stich: | Zick-Zack-Stich |
Saumzugabe: | 1 – 1,5 cm |
Stoffe: | sehr dünne Stoffe, z. B. Chiffon, Viskose |
Kleidungsstücke: | Blusen, Kleider, Röcke |
Saum mit Zwillingsnadel
Die Zwillingsnadel und ich werden wohl keine Freunde mehr werden. Bei mir verdrehen sich die beiden Fäden jedes Mal so sehr, dass entweder der Faden reißt oder die Nadel so unter Zug steht, dass diese irgendwann die Stichplatte trifft und abbricht. Nichtsdestotrotz ist es eine beliebte Methode, um Jerseystoffe zu säumen und ist auch bei meinen T‑Shirts zum Einsatz gekommen. Der Vorteil ist, dass auf der Rückseite der Zwillingsnaht ein Zick-Zack entsteht, der den Stoff gleichzeitig versäubert.
Um eine Zwillingsnaht zu nähen, sind meistens an der Nähmaschine einige Einstellungen zu machen, die tiefer im Menü verborgen sind. Außerdem hat jede Maschine eine andere Vorgabe wie die beiden Oberfäden einzufädeln sind. Für mich ist das Finden der Betriebsanleitung jedes Mal der schwierigste und zeitintensivste Schritt. Am Kleidungsstück selbst muss nur die Saumzugabe nach innen gebügelt und festgenäht werden. Sollte die Kante überstehen, so kann die Zugabe noch vorsichtig bis zum Zick-Zack zurückgeschnitten werden.
Stich: | Gradstich |
Saumzugabe: | 1 – 2,5 cm |
Stoffe: | Jersey |
Kleidungsstücke: | T‑Shirts, Röcke, Kleider |
Blindstich mit der Maschine
Ich neige dazu jeden Stich von Hand zu vermeiden. So kommt es mir ganz gelegen, dass meine Nähmaschine auch einen Blindstich im Angebot hat. Diesen benutze ich am liebsten, wenn die Oberfläche des Stoffes etwas rauer ist. Dies verdeckt dann ganz gut, dass der maschinengenähte Blindstich doch nicht ganz unsichtbar ist.
Hierfür wird der Saum zunächst nach innen gelegt. Anschließend wird der doppelt gelegte Saum nach außen gelegt, so dass ein Stück der Saumzugabe übersteht. Genäht wird dann hauptsächlich auf der Zugabe, alle paar Stiche macht die Nadel einen Stich zur anderen Seite um durch die andere (obere) Stofflage zu stechen. Ich halte bei diesem Stich immer kurz an, um zu prüfen, dass der Stoff richtig liegt und wirklich nur so eben durch diese Stofflage gestochen wird. Gerne führe ich die Nadel dann auch mit dem Handrad durch den Stoff. Vielen Nähmaschinen liegt ein spezieller Fuß bei, der den richtigen Abstand zur Kante halten soll. Meine Erfahrungen mit diesem Fuß sind nicht so positiv, so dass ich lieber den normalen Nähfuß verwende. Nach dem Nähen ist oftmals ein Knick entlang des Saums im Kleidungsstück, der leicht ausgebügelt werden kann.
Stich: | Blindstich |
Saumzugabe: | 4 cm |
Stoffe: | Stoffe mit rauen Oberflächen, Webware, Wollstoffe |
Kleidungsstücke: | Jacken, Mäntel, Kleider, Röcke |
Blindstich von Hand
Der Blindstich von Hand ist wirklich auf der rechten Seite nicht zu sehen und ist deswegen besonders gut für Jacken und Mäntel geeignet, die anschließend noch gefüttert werden.
Für diesen Saum wird zunächst die Saumzugabe nach innen gelegt und gebügelt. Die Nadel wird abwechselnd durch den Oberstoff und die Saumzugabe geführt. Beim Führen durch den Oberstoff sollte man darauf achten, dass jeweils nur durch 1–2 Fädchen gestochen wird. Sonst wird der Stich hinterher auf der anderen Seite sichtbar sein. Außerdem darf der Faden nicht zu stramm angezogen werden.
Stich: | Blindstich |
Saumzugabe: | 4 cm |
Stoffe: | Webware, Wollstoffe |
Kleidungsstücke: | Jacken, Mäntel, Kleider, Röcke |