Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Schulternähte an Vorder- und Rückenteil oft unterschiedlich lang sind? Und dass die Ärmelkugel meistens deutlich weiter ist als der Armausschnitt, in den der Ärmel eingesetzt werden soll? Und was bedeutet eigentlich Einhalten?
Bei der Verarbeitung von elastischen Stoffen, wie z. B. Jersey fällt das meistens gar nicht weiter auf. Die Teile werden aufeinander gesteckt und beim Nähen zieht sich das Ganze schon irgendwie zurecht. Bei unelastischen Materialien fällt das aber deutlich auf und Ruck-Zuck sind Falten in der Ärmelansatznaht, die einfach nicht hätten da sein sollen.
Warum ist das so? Am Rückenteil ist die Mehrweite vorhanden, damit dieses schön um die Schulterblätter fällt und dort nicht spannt. Am Ärmel geht es ebenfalls um einen schönen Fall, dieses Mal um die Schulterrundung. Damit an diesen Stellen eine leichte Wölbung entsteht, wird die Mehrweite gleichmäßig über die Länge verteilt.
Einhalten mit vielen Stecknadeln
In vielen Fällen wird dafür keine besondere Technik benötigt. Insbesondere wenn der Unterschied nur gering ist, wie es oft an der Schulternaht der Fall ist. Das Rückenteil wird dabei einfach rechts und links auf dem Vorderteil festgesteckt. Dann in der Mitte und am besten noch einige Male. Je mehr Nadeln, desto besser. Beim Nähen wird über die Nadeln hinweg genäht. Dabei ist darauf zu achten, dass der Stoff nicht bis zur Nadel mitgeschoben wird und dadurch unschöne Falten entstehen.
Einhalten mit Kräuselfaden
Eine andere Methode ist das Einhalten mit Kräuselfäden. Diese wird beim Einhalten des Ärmels verwendet. Aber auch an anderen Stellen kann diese Technik verwendet werden. Insbesondere wenn stärker eingehalten werden soll, ist das die Methode der Wahl, da sich die Mehrweite über die gesamte Länge besser verteilen und fixieren lässt. Dadurch wird die Entstehung von ungewollten Fältchen sehr gut verhindert.
Um mit Kräuselfäden einzuhalten werden zunächst rechts und links von der Nahtlinie zwei Nähte mit Gradstichen genäht. Dabei wird eine möglichst große Stichlänge gewählt. Ich nehme normalerweise eine Stichlänge von 5 mm. Die Enden der Nähte dürfen dabei nicht vernäht werden.
Durch das anschließende Ziehen an den Unterfäden der Gradstichnähte wird die Weite reduziert. Im ersten Moment kommt noch schnell der Gedanke aus, dass hier Rüschen entstehen könnten. Sobald die Mehrweite aber über die gesamte Länge verteilt wurde, ist nur noch eine schöne Rundung zu sehen und die Falten sind verschwunden. Am besten zieht man direkt beim Zusammenstecken der beiden Teile an den Fäden. So ist genau zu sehen auf welche Länge reduziert werden soll. Wenn die gewünschte Länge erreicht wurde, werden die Enden verknotet, damit sich der Stoff nicht wieder auseinanderschieben kann. Nach dem Festnähen können die Kräuselfäden entfernt werden.
Beispiel: Ä rmel einsetzen
Hier wird die Methode nochmal anhand des Beispiels „Ärmel einsetzen“ erläutert.
Zuerst werden die beiden Nähte mit möglichst großen Stichen rechts und links von der Nahtlinie genäht.
Anschließend wird der Ärmel in den Armausschnitt eingesetzt. Dabei wird dieser zunächst von unten bis zum Beginn der Kräuselfäden festgesteckt. Durch das Ziehen an den Unterfäden wird die Weite der Ärmelkugel reduziert bis diese genau in den Armausschnitt passt. Die Mehrweite wird gleichmäßig über die gesamte Länge verteilt.
Der Ärmel wird festgenäht. Die Nahtlinie ist dabei genau zwischen den beiden Kräuselfäden. Nach dem Festnähen des Ärmels können die beiden Kräuselfäden entfernt werden. Der Ärmel ist dann glatt eingesetzt und hat eine schöne Rundung. Es sind aber keine Falten im Bereich der Ärmelkugel vorhanden.