Eine Hose wird oft als Endgegner empfunden. Es gibt so viele Maße, die eventuell nicht passen könnten. Das Verlängern oder Kürzen der Hosenbeine bekommt man noch hin, aber bei den Anpassungen im Gesäßbereich wird es schon schwieriger. Doch auch eine Hose lässt sich sehr gut an individuelle Maße anpassen, man muss nur wissen wie. Hier habe ich ein paar der gängigsten Anpassungen, die man für eine optimale Passform am Gesäß vornehmen kann, zusammengestellt.
Maße an einer Hose
Benötigte Maße beim Ausmessen und wo die bei der Hose abgebildet werden


Bund- oder Taillennaht: Die Taille wird an der schmalsten Stelle des Körpers gemessen. An der Hose ist die obere Kante die Taillen- oder Bundnaht. Bei vielen Hosen befindet diese sich genau in der Taille. In diesem Fall sollte die Länge Taillennaht mit der gemessenen Taillenweite übereinstimmen. Viele Hosen sitzen aber auch ein Stück unterhalb der Taille, z. B. Hüfthosen.
Hüftlinie: Der Hüftumfang wird an der kräftigsten Stelle des Gesäßes gemessen. Je nach Größe ist dies etwa 20 bis 23 cm unterhalb der Taille. An der Vorderhose liegt diese Linie parallel zum Saum oder auch zur Schnittlinie. An der Hinterhose verläuft diese Linie schräg.
Oberschenkelweite: Die Oberschenkelweite kann ein paar cm unterhalb der Schrittlinie gemessen werden. Es handelt sich hierbei nur um ein Kontrollmaß.
Seitliche Taillenhöhe: Die seitliche Taillenhöhe wird aufrechtstehend vom Boden bis zur Taille gemessen. Am besten misst man auf beiden Körperseiten. Bei kleinen Abweichungen ist das kein Problem. Sollte man aber einen größeren Unterschied feststellen, sind zusätzliche Schnittmusteranpassungen notwendig.
Sitzhöhe: Die Sitzhöhe ist das Maß zwischen der Taille und dem Schritt. Gemessen wird dieses am besten, indem man sich auf einen Stuhl mit einer harten und geraden Sitzfläche setzt (siehe Bild).
Schrittlinie: Die Schrittlinie ist eine Linie zur Konstruktion des Hosenschnittmusters. Sie liegt entsprechend der Sitzhöhe unterhalb der Taillenlinie.
Sitzlänge und Gesäßwinkel α: Die Sitzlänge ist ein Maß, dass sich durch den Gesäßwinkel ergibt. Je nach Gesäß- und Hosenform sollte dieser flacher oder steiler sein. So benötigt z. B. ein starkes Gesäß eine längere Sitzlänge. Um das zu bewerkstelligen, wird ein kleinerer Gesäßwinkel verwendet.
Hosenausschnitt: Der Hosenausschnitt ergibt sich über die Kurven an der Vorder- und Hinterhosen. Wenn man die beiden Hosenteile an der Innenbeinnaht zusammenlegt, dann sollte der Hosenausschnitt auf Höhe der Hüftlinie ca. dem Hüftumfang durch 4 minus 4–6 cm betragen.

Die Überprüfung der Sitzhöhe
Die Sitzhöhe oder auch Leibhöhe ist ein sehr wichtiges Maß für die Hose. Deswegen wird diese in vielen Schnittmustern angegeben. Und ich kann nur empfehlen, die wirklich nachzumessen. Denn wenn die Sitzhöhe zu klein ist, dann kann die Hose rutschen oder sie sitzt unangenehm im Schritt. Eine zu große Sitzhöhe wiederum führt dazu, dass diese im Bauchbereich drückt oder ungewollte Falten wirft.


Wenn du eine andere Sitzhöhe hast als im Schnittmuster angegeben, dann kannst du die ganz einfach anpassen, indem du entlang der Hüftlinie das Schnittmuster auseinanderschneidest. Dann legst du die beiden Teile um das gewünschte Maß auseinander (Verlängerung) oder schiebst die Teile zusammen (Verkürzung), so dass das Schnittmuster nun deine gemessene Sitzhöhe hat.
Wenn im Schnittmuster keine Sitzhöhe angegeben ist, dann kannst du die nachmessen, indem du möglichst seitlich von der Taillenlinie bis zur Schrittnaht misst. Dies funktioniert zumindest bei Hosen, die wirklich in der Taille sitzen sollen. Oftmals ist im Schnittmuster angeben, wie viele cm die Hose unterhalb der Taille sitzen soll.
Die Gesäßform
Gesäßformen sind sehr unterschiedlich: Einige haben eher eine flache Gesäßform, andere haben eine sehr stark ausgeprägte Gesäßform. Die Schnittmuster sind meistens auf eine mittlere Gesäßform ausgelegt.
Wenn du eine flache Gesäßform hast, dann benötigst du weniger Sitzlänge. Der Gesäßwinkel wird dadurch größer. Genau umgekehrt ist es, wenn du ein starkes Gesäß hast. Dann benötigst du mehr Sitzlänge und der Gesäßwinkel wird kleiner.

Um dies zu erzielen, schneidest du das Schnittmuster von der rückwärtigen Mitte aus knapp unterhalb des Abnähers bis kurz vor die Seitennaht auf. Auch den Abnäher solltest du für diese Anpassung aufschneiden.

Für eine flache Gesäßform schiebst du dann das Schnittmuster an der rückwärtigen Mitte zusammen, meistens so ca. 0,5 bis 2 cm. Durch diese Veränderung verkleinert sich der Abnäherinhalt und der Verlauf der Seitennaht wird ebenfalls verändert. Zusätzlich entfernst du an der Schrittnaht 0,5 bis 1,5 cm, um den Hosenausschnitt zu verkleinern.

Bei einem starken Gesäß öffnest du das Schnittmuster an der rückwärtigen Mitte, um weitere 0,5 bis 2 cm einzufügen. Der Abnäherinhalt wird dabei vergrößert und auch der Verlauf der Seitennaht verändert sich. Zusätzlich vergrößerst du den Hosenausschnitt, indem du an der Schrittnaht 0,5 bis 2 cm zufügst.
Der Katzenbart und andere Stressfalten
Normalerweise sollte die Hose beim aufrechten Stehen vorne keine Falten werfen. Erst nach längerem Sitzen lässt sich dies nicht vermeiden. Trotzdem kommt es oft vor, dass sich vorne Stressfalten zum Unterbauch oder zum Schritt hin ergeben. Vom Aussehen her erinnert das an einen Katzenbart. Die Stressfalten am Unterbauch kannst du beheben, indem du die Kurve der Schrittnaht abflachst. Um die Stressfalten zum Schritt hin zu beseitigen, verlängerst du die Schrittnaht. Manchmal ist auch eine Kombination aus beiden Anpassungsarten sinnvoll.

Ganz ähnlich verhält es sich mit Stressfalten an der Hinterhose. Wenn diese mehr zum Gesäß hinziehen, dann solltest du die Schrittnaht etwas abflachen, wenn diese mehr zum Schritt hinziehen, dann sollte du die Gesäßnaht verlängern.

Tipps
Wenn du unsicher bist bezüglich der Hosenpassform, dann nähe auf jeden Fall zuerst ein Nesselmodell. Verwende dabei großzügige Nahtzugaben, z. B. 2 cm anstatt 1 cm, so dass du noch Korrekturen vornehmen kannst. Und dokumentiere deine vorgenommenen Änderungen sorgfältig.
Wenn man sich einmal die Zeit genommen hat, um eine Hose ausführlich zu analysieren, so hilft es auch beim nächsten Mal wieder. Man kennt die Besonderheiten des eigenen Körpers dann und kann schneller erkennen, wo beim nächsten Schnittmuster ebenfalls Änderungen vorgenommen werden müssen. Und das Herumrennen und Suchen nach der perfekt sitzenden Hose hat endlich ein Ende, denn du kannst die perfekt sitzende Hose einfach selbst nähen.