Das Shirt Lianna ist bei mir zu einem Klassiker geworden. Jedes Mal, wenn ich ein neues T‑Shirt brauche, greife ich zu diesem Schnittmuster. Für den Sommer wollte ich noch ein paar weitere Variationsmöglichkeiten haben und habe deswegen gleich mit 2 Ärmelformen herumexperimentiert: einem Puffärmel (blaues Shirt) und einem Keulenärmel (rosa Shirt).
Die Anpassungen, die ich am Schnittmuster für diese Ärmelformen durchgeführt habe, möchte ich in diesem Beitrag erklären. Natürlich lassen sich diese Schnittmusteranpassungen auch für andere Schnittmuster durchführen.
Der Puffärmel
Bei dem Puffärmel wird sowohl entlang der Ärmelkugel als auch im unteren Bereich des Ärmels gekräuselt. Dadurch bauscht der Ärmel schön auf. Damit der Ärmel am Oberarm aber wieder eng anliegt, wird hier ein Bündchen angenäht.
Erstellung des Schnittmusters für einen Puffärmel
Für die Erstellung des Schnittmusters habe ich den kurzen Ärmel von Lianna verwendet.
Bevor das Schnittmuster später zerschnitten und neu zusammengefügt wird, sollte einmal die Länge der Saumkante ausgemessen werden. Dieses Maß wird später für das Ärmelbündchen benötigt.
Auf das Schnittmuster habe ich zusätzlich 3 senkrechte Linien aufgezeichnet. Davon geht eine genau durch den Schulterpunkt. Dann gibt es jeweils eine Linie noch auf dem vorderen und dem rückwärtigen Ärmelstück.
Entlang dieser Linien wird das Schnittmuster auseinander geschnitten. Im Abstand von jeweils 3–8 cm werden die Teile des Schnittmusters auf ein Stück Papier geklebt. Der Abstand richtet sich danach, wie stark der Puffärmel später gebauscht sein soll. Für meinen Ärmel habe ich jeweils einen Abstand von 5 cm gewählt.
Anschließend wird der neue Ärmel gezeichnet. Der neue Schulterpunkt befindet sich 3–6 cm mittig über der mittleren Lücke. Von dort aus zeichnet man einfach zu den seitlichen Ärmelstücken hin, so dass die Linien wieder ineinander übergehen. Am Saum werden unterhalb des Schulterpunkts ca. 2–3 cm zugegeben, damit der Ärmel auch hier später aufbauschen kann. An meinem Ärmel hatte ich den Ärmelpunkt zunächst um 4 cm nach oben verlegt und den Saum um 2 cm nach unten. Später beim Zuschnitt habe ich oben am Schulterpunkt aber nochmal 1 cm weggenommen und am Saum über die ganze Länge nochmal 1 cm entfernt, weil ich feststellen musste, dass mein Stoff sonst nicht ausreicht. Du siehst also, dass man beim Zeichnen des Puffärmels gar nicht so präzise sein muss.
Im letzten Schritt wird das neue Schnittmuster noch ausgeschnitten und schon kann es losgehen mit dem Zuschnitt.
Nähen eines Puffärmels
Zum Nähen des Puffärmels wird dieser zunächst 2 mal zugeschnitten. Ein Zuschnitt erfolgt dabei gegengleich. Außerdem werden 2 Bündchenstreifen in der zuvor ausgemessenen Länge (plus Nahtzugabe) zugeschnitten. Die Breite der Bündchenstreifen kann dabei beliebig gewählt werden. Ich nehme meistens so 4–5 cm (inklusive Nahtzugaben).
Ich finde es am leichtesten, wenn die Puffärmel in das bereits fast fertige Shirt eingesetzt werden, bei dem die Seitennähte schon geschlossen sind. Wenn gewünscht, können die Ärmelnähte natürlich auch erst später geschlossen werden, so dass diese dann in einem Rutsch mit den Seitennähten genäht werden.
Am Ärmel wird zunächst die Ärmelnaht geschlossen. Anschließend werden im oberen Bereich der Ärmelkugel, in dem Bereich der die Zusatzweite enthält, 2 Hilfsnähte ober- und unterhalb von der Nahtlinie genäht. Diese werden mit einem großen Stich genäht und an den Enden nicht vernäht. Durch das Ziehen an den Unterfäden kann dieser Bereich dann beim Einsetzen in das Armloch gekräuselt (eingereiht) werden. Am Saum werden genauso 2 Hilfsnähte genäht. Diese gehen über die gesamte Länge und werden dann beim Zusammennähen mit dem Bündchen gekräuselt.
Das Bündchen wird rechts auf rechts gefaltet und entlang der kurzen Kante zu einem Ring geschlossen. Anschließend wird das Bündchen entlang der langen Kante so gefaltet, dass die rechte Stoffseite außen liegt. Das Bündchen wird dann rechts auf rechts an die Unterkante des Ärmels gesteckt. Dabei wird die Unterkante des Ärmels gekräuselt. Die dabei entstehenden Fältchen werden gleichmäßig über die gesamte Länge verteilt. Dann wird das Bündchen festgenäht.
Zuletzt werden die Ärmel noch in das Armloch eingesetzt. Im unteren Bereich des Armlochs werden die Ärmel so festgesteckt, dass diese leicht eingehalten werden. Im oberen Bereich trifft der Schulterpunkt an die Schulternaht. Mit Hilfe der Hilfsnähte wird der Ärmel im oberen Bereich so gekräuselt, dass die entstehenden Fältchen gleichmäßig verteilt sind. Dann werden die Ärmel noch festgenäht und alle Hilfsnähte entfernt.
Schon ist der Puffärmel fertig.
Der Keulenärmel
Bei dem Keulenärmel wird nur der obere Bereich der Ärmelkugel gekräuselt. Zum Saum hin liegt hier aber wieder eine enge Ärmelform vor.
Erstellung eines Schnittmusters für einen Keulenärmel
Für die Erstellung des Schnittmusters für den Keulenärmel, musste ich mir zunächst überlegen, wie lang der Ärmel werden soll. Ich wollte, dass das Shirt etwas oberhalb des Ellenbogens endet. So habe ich 9 cm unterhalb der kurzen Armlänge für Lianna eine neue Saumlinie gezogen und den Ärmel dort abgeschnitten.
Im Bereich des kurzen Ärmels werden auch hier 3 senkrechte Linien gezogen, eine durch den Schulterpunkt und jeweils eine Linie noch auf dem vorderen und dem rückwärtigen Ärmelstück.
Beim Auseinanderschneiden des Papierschnitts habe ich zunächst das Stück unterhalb des kurzen Ärmels abgeschnitten. Danach wird entlang der senkrechten Linien geschnitten.
Anschließend werden die Teile wieder zusammengefügt und dabei auf einem Stück Papier aufgeklebt. Zunächst habe ich dabei die beiden mittleren Stücke genommen und so aufgeklebt, dass diese am unteren Punkt zusammenstoßen und oben 4 cm auseinanderliegen.
Genauso werden dann die seitlichen Stücke an die beiden Mittelstücke gesetzt, unten anstoßend und oben eine Öffnung von 4 cm. Je nachdem, wie stark der Ärmel aufgebauscht werden soll, sind auch kleinere oder größere Öffnungen möglich. Üblich sind Öffnungen von 3–6 cm. Oder wenn der Ärmel nur ein bisschen aufgebauscht werden soll, dann reicht auch nur eine Öffnung in der Mitte.
Das zuvor abgeschnittene Stück wird dann noch mittig unter die neue Ärmelkugel gesetzt. Dieses ist nun etwas breiter. An den Seiten werden die Seitennähte neu geformt, so dass die gesamte Breite wieder gegeben ist.
Außerdem wird die neue Ärmelkugel gezeichnet. Der neue Schulterpunkt befindet sich 4 cm (oder je nachdem wie weit die beiden mittleren Teile auseinanderliegen) mittig über der mittleren Öffnung. Von dort aus zeichnet man einfach zu den seitlichen Ärmelstücken hin, so dass die Linien wieder ineinander übergehen.
Nach dem Ausschneiden ist das Schnittmuster für den Keulenärmel fertig.
Nähen eines Keulenärmels
Zum Nähen des Keulenärmels wird dieser zunächst 2 mal zugeschnitten. Ein Zuschnitt erfolgt dabei gegengleich.
Der Ärmel kann entweder vor oder nach dem Schließen der Seitennähte in das Shirt eingesetzt werden. In beiden Fällen werden zunächst im oberen Bereich der Ärmelkugel, in dem Bereich der die Zusatzweite enthält, 2 Hilfsnähte ober- und unterhalb von der Nahtlinie genäht. Diese werden mit einem großen Stich genäht und an den Enden nicht vernäht. Durch das Ziehen an den Unterfäden kann dieser Bereich gekräuselt werden.
Wenn die Seitennähte des Shirts schon geschlossen sind, dann werden jetzt auch die seitlichen Ärmelnähte geschlossen. Dann können die Ärmel in die Armlöcher eingesetzt werden. Im unteren Bereich des Armlochs werden die Ärmel so festgesteckt, dass diese leicht eingehalten werden. Im oberen Bereich trifft der Schulterpunkt an die Schulternaht. Mit Hilfe der Hilfsnähte wird der Ärmel im oberen Bereich so gekräuselt, dass die entstehenden Fältchen gleichmäßig verteilt sind. Dann werden die Ärmel noch festgenäht und alle Hilfsnäht entfernt.
Alternativ können die Ärmel auch vor dem Nähen der Seiten- und Ärmelnähte in die Armlöcher eingesetzt werden. Auch hierbei ist zu beachten, dass der Schulterpunkt auf die Schulternaht trifft und im unteren Ärmelbereich bereits minimal eingehalten wird. Danach werden die Seiten- und Ärmelnähte in einem Rutsch genäht.
Ich finde beide Ärmelformen sehr gelungen und wüsste jetzt gar nicht, welche davon mein Favorit ist. Beide Ärmelformen lassen das Shirt verspielt und feminin wirken. Und das beste ist, dass diese Ärmel eigentlich für jede Frau geeignet sind: Schmale Schultern wirken dadurch breiter und breite Schultern werden ein wenig kaschiert.