Das Shirt Lianna ist inzwischen zu einem meiner Lieblingsschnittmuster geworden. Anfangs hätte ich das gar nicht so gedacht, da ich gar nicht so gerne Jersey nähe. Inzwischen habe ich aber schon einige Liannas genäht und ich trage die nun alle sehr gerne und sehr häufig. Für den Winter würde ich gerne noch einige Erweiterungen vornehmen, z. B. mit einem Roll- oder Stehkragen. Allerdings ist das Shirt Lianna zu weit ausgeschnitten, um dort mal eben so einen Rollkragen anzunähen. Also habe ich in einem ersten Schritt den Rundhalsausschnitt zu einem engen Halsausschnitt verkleinert.
Verkleinerung des Halsausschnitts mit einer Schablone
Dazu habe ich zwei Schablonenteile erstellt, die einfach nur auf das Vorderteil und das Rückenteil geklebt werden.
Als Ausgangsschnittmuster wird am besten die Lianna mit dem runden Halsausschnitt oder mit dem V‑Ausschnitt verwendet. Die beiden Varianten für eine Lianna mit U‑Boot-Ausschnitt sind weniger für eine Anpassung mit der Schablone geeignet.
Dann werden die beiden Schablonenteile ausgeschnitten.
Die Schablonenteile werden anschließend auf das Schnittmuster aufgeklebt. Dabei wird natürlich die Vorderteilschablone auf das Vorderteil geklebt und die Rückenteilschablone auf das Rückenteil. Die Schablonenteile werden dabei so aufgeklebt, dass die vordere bzw. rückwärtige Mitte und die Schulternähte verlängert werden.
Gerne kannst du dir hier die Schablonenteile herunterladen, und dein Schnittmuster für das Shirt Lianna ebenfalls anpassen.
Nähen von Shirt Lianna mit engem Halsausschnitt
Der Zuschnitt und das Nähen der Lianna mit dem engen Halsausschnitt wird genauso durchgeführt wie in der Anleitung für den runden Halsausschnitt beschrieben. Lediglich der Streifen für das Halsausschnittbündchen wird in einer kürzeren Länge zugeschnitten. Die benötigte Länge kann der folgenden Tabelle entnommen werden.
| Größe | 32 | 34 | 36 | 38 | 40 | 42 | 44 | 46 | 48 | 50 | 52 |
| Halsausschnitt- streifen (cm) | 37 | 37,5 | 38 | 38,5 | 39 | 39,5 | 40 | 41 | 42 | 43 | 44 |
Weitere Anpassungen an der Halsausschnittform
Natürlich kann der Halsausschnitt auch an jede beliebige Form angepasst werden. Bei der Konstruktion eines Oberteils wird normalerweise erstmal ein sehr enger Halsausschnitt erstellt. Dafür wird der Umfang am Halsansatz (HaU) gemessen. Typische Halsansatzumfänge liegen je nach Größe zwischen 34 — 47 cm, bei Größe 38 wären das z. B. 36 cm. Aus diesem Wert wird dann die Halslochbreite (HlB) berechnet.
HaU : (2*π ) + 1 cm = HlB
Somit käme man bei Größe 38 auf eine Halslochbreite von 6,7 cm.
Um dann den Halsausschnitt zu zeichnen würde man zu den Seiten hin immer von der berechneten Halslochbreite ausgehen. Nach vorne würde man ca. 1,5 cm mehr als die Halslochbreite anzeichnen, während die Ausschnitttiefe am Rückenteil nur ca. 2–3 cm beträgt.
Ausgehend von diesem sehr engen Halsausschnitt, kann am fertigen Oberteilschnitt der Ausschnitt auf jede beliebige Form vergrößert werden. Selbst wenn später noch ein Kragen angenäht werden soll, kann es sinnvoll sein eine geringfügige Ausschnitterweiterung vorzunehmen. So habe ich auch bei meiner Schablone für den engen Halsausschnitt diesen bereits wieder ein wenig vergrößert. Dort sind es ca. 1 cm zu den Seiten hin, 2 cm nach vorne und 0,5 cm nach hinten.
Auch wenn du bei deinen genähten Sachen häufig das Gefühl hast, dass diese am Hals einschneiden, kannst du auf diese Weise einmal nachmessen und ggf. eine passgenaue Vergrößerung des Halsausschnitts vornehmen.
Ausmessen des Ausschnittstreifens für den Halsausschnitt
Wenn der Halsausschnitt verändert wurde, verändert sich auch die Länge des Ausschnittstreifens (AS). Um die neue Länge zu ermitteln wird mit einem Maßband entlang des Ausschnitts gemessen. Die Werte von der vorderen (vAl) und hinteren (hAl) Halsausschnittlänge werden miteinander addiert und mit 2 multipliziert, damit man dann die Länge des gesamten Ausschnitts (Al) kennt.
(vAl+hAl)*2=Al
Je nach verwendetem Material wird der Ausschnittstreifen nochmal gekürzt. Bei Webware wird keine Kürzung vorgenommen. Bei Jersey wird eine Multiplikation mit 0,8 empfohlen. Ich persönlich finde den Ausschnittstreifen dann doch oft schon sehr kurz. Wenn dieser anschließend gedehnt an den Halsausschnitt genäht wird, wird der Halsausschnitt oftmals doch schon sehr zusammengezogen, so dass ich bei Jersey eine Multiplikation mit 0,9 bevorzuge. Bei der Verwendung von einem Strickbündchen (Bündchenware) wird sogar noch stärker gekürzt und die Halsausschnittlänge mit 0,7 multipliziert. Bevor der Streifen in der neue Länge zugeschnitten wird, darf man nicht vergessen, die Nahtzugaben (NZ) an den Enden zu addieren.
Al*MF+2*NZ=AS
MF = Multiplikationsfaktor für die unterschiedlichen Stoffe
MF(Webware) = 1
MF(Jersey) = 0,8 bis 0,9
MF(Bündchen) = 0,7
Rechenbeispiel für Größe 38 am engen Halsausschnitt
vAl = 12,4 cm
hAl = 8,0 cm
Der gesamte Ausschnitt ist damit (12,4 cm + 8,0 cm)*2 = 20,4 cm * 2 = 40,8 cm lang.
Die optimale Länge für einen Halsausschnittstreifen aus Jersey wäre somit:
40,8 cm*0,9 + 2 cm = 36,7 cm + 2 cm = 38,7 cm