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Ach­tung Karo­s­tof­fe: Was ist beim Zuschnei­den zu beachten?

Eine Freun­din hat mir von ihrer sehr trau­ri­gen ers­ten Näh­er­fah­rung erzählt: Sie woll­te einen karier­ten Rock nähen. Nach­dem die­ser fer­tig war, sah der aber lei­der gar nicht so aus, wie sie es sich vor­ge­stellt hat­te. Die Karos waren alle kreuz und quer über den Rock ver­teilt. An kei­ner der Tei­lungs­näh­te tra­fen die Lini­en des Karo­mus­ters auf­ein­an­der. Nach die­sem frus­trie­ren­dem Erleb­nis hat sie die­ses schö­ne Hob­by nicht wei­ter verfolgt.

Damit nie­mand die­se Erfah­rung machen muss, habe ich die­sen Bei­trag ver­fasst. Ich gehe dabei auf die Beson­der­hei­ten ein, die beim Zuschnei­den von Karo­s­tof­fen beach­tet wer­den soll­ten. Es wird vor­aus­ge­setzt, dass bereits bekannt ist, wie Stof­fe zuge­schnit­ten und Naht­zu­ga­ben berück­sich­tigt werden. 

Zuschnei­den

Für das Zuschnei­den gibt es 2 Metho­den: In der Lite­ra­tur wird meis­tens emp­foh­len, dass der Stoff dop­pelt gelegt wer­den soll. Die­se Metho­de ist sicher­lich die schnel­le­re. Bei anspruchs­vol­le­ren Mus­tern bevor­zu­ge ich jedoch das Zuschnei­den in ein­fa­cher Stoff­la­ge, weil ich dort ein­fach einen bes­se­ren Über­blick habe, wie ich die ein­zel­nen Schnit­te­tei­le auf den Stof­fe auflege.

Zuschnei­den bei dop­pel­ter Stofflage

Zuschnei­den karier­ter Stof­fe im Stoffbruch

Der Stoff wird gefal­tet, so dass die Karos genau auf­ein­an­der lie­gen. An der offe­nen Kan­te lässt sich das gut über­prü­fen. Lei­der ist auf der Sei­te des Stoff­bruchs nur schwer erkenn­bar, ob die bei­den Stoff­la­gen wirk­lich genau über­ein­an­der lie­gen. Ins­be­son­de­re bei leich­te­ren Stof­fen ver­schiebt es sich beim Zuschnei­den schnell ein wenig, so dass das Mus­ter anschlie­ßend nicht mehr kor­rekt zusam­men­ge­näht wer­den kann.

Bei eini­gen Schnitt­mus­ter­her­stel­lern sind für die Ver­wen­dung karier­ter Stof­fen Lini­en auf den Schnitt­mus­ter­tei­len auf­ge­zeich­net. Die­se hel­fen um die Schnitt­mus­ter­tei­le exakt auf dem Stoff aus­zu­rich­ten. Es ist dar­auf zu ach­ten, dass die­se Lini­en über­all an der glei­chen Linie des Stof­fes ange­legt werden.

Anstoßlinie
Linie für die Aus­rich­tung am Muster

Bei mei­nem Win­tel­man­tel habe ich die Lini­en für die Aus­rich­tung am Mus­ter immer zwi­schen der roten Linie und der grau­en Linie über der dicken grau­en Linie pla­ziert. Sind sol­che Mar­kie­run­gen auf den Schnitt­mus­ter­tei­len nicht vor­han­den, so kön­nen die ein­zel­nen Tei­le auch an ande­ren mar­kan­ten Punk­ten aus­ge­rich­tet wer­de, z. B. an Tail­len­mar­kie­run­gen oder auch an den unte­ren Punk­ten der Arm­aus­schnit­te. Außer­dem lässt sich am Saum gut über­prü­fen, ob die ein­zel­nen Tei­le immer im glei­chen Mus­ter­ab­schnitt enden. Wenn eine Tei­lungs­naht vor­han­den ist, muss außer­dem berück­sich­tigt wer­den, dass die obe­ren und unte­ren Tei­le so pla­ziert wer­den, dass die senk­recht ver­lau­fen­den Strei­fen aufeinandertreffen.

Zuschnei­den bei ein­fa­cher Stofflage 

Zuschnitt karier­ter Stof­fe bei ein­fa­cher Stofflage

Um die ein­zel­nen Tei­le exak­ter aus­zu­rich­ten, bie­tet sich bei gemus­ter­ten Stof­fen der Zuschnitt in ein­fa­cher Stoff­la­ge an. Dabei liegt die rech­te Stoff­sei­te oben und die Schnitt­mus­ter­tei­le wer­den zunächst nur auf einer Hälf­te des Stof­fes (rechts oder links) plat­ziert. Beim Aus­rich­ten der Tei­le sind die Mus­ter­mar­kie­run­gen zu beach­ten (sie­he oben).

Aus­rich­ten der Tei­le am Mus­ter um die gegen­glei­chen Tei­le zuzuschneiden

Nach dem Zuschnei­den der Tei­le wer­den die­se rechts auf rechts auf die ande­re Hälf­te des Stof­fes gelegt. Beim Zuschnei­den der gegen­glei­chen Tei­le lässt sich so wun­der­bar erken­nen, dass die­se auf dem glei­chen Mus­ter­ab­schnitt liegen. 

Ste­cken für das Zusam­men­nä­hen der ein­zel­nen Teile

Stecken karierter Stoffe
Ste­cken karier­ter Stoff

Wenn das Zuschnei­den geklappt hat, ist das Nähen gar nicht mehr so schwie­rig. Klei­ne­re Unge­nau­ig­kei­ten kön­nen durch das kor­rek­te Zusam­men­ste­cken vor dem Nähen außer­dem noch­mal aus­ge­gli­chen werden.

Um sicher­zu­ge­hen, dass nach dem Nähen die ein­zel­nen Lini­en exakt auf­ein­an­der­tref­fen, suche ich mir mar­kan­te Stel­len im Mus­ter. Hier ste­cke ich die Tei­le auf­ein­an­der, wie in den bei­den nach­fol­gen­den Abbil­dun­gen zu sehen ist. Ins­ge­samt ist mir dabei wich­ti­ger, dass die Karos auf­ein­an­der­tref­fen, als dass die Schnitt­tei­le kor­rekt auf­ein­an­der­lie­gen. Das kann dazu füh­ren, dass die Kan­ten an der ein oder ande­ren Stel­le nicht genau auf­ein­an­der­tref­fen. Durch die Zuga­ben kann dies aus­ge­gli­chen wer­den, so dass im fer­ti­gen Klei­dungs­stück die­se Unsau­ber­keit nicht zu sehen ist.

Stecken - Vorderseite
Ste­cken, so dass die Lini­en auf­ein­an­der­sto­ßen — Nadeleintrittseite
Stecken - Rückseite
Ste­cken, so dass die Lini­en auf­ein­an­der­sto­ßen — Nadelaustrittseite

Das fer­ti­ge Kleidungsstück

karierter Mantel - Rückenansicht

Bei mei­nem Win­ter­man­tel sind die Tei­lungs­näh­te am Rücken­teil kaum zu erken­nen, weil die Lini­en sehr gut auf­ein­an­der­tref­fen. Dadurch, dass ich hier einen recht flau­schi­gen Stoff ver­wen­det habe, hat sich das Gan­ze viel­leicht auch etwas dank­ba­rer ver­hal­ten als bei ande­ren Stoffen. 

Wie du siehst, ist mit etwas Sorg­falt die Ver­ar­bei­tung von Karo­s­tof­fen aber auch nicht schwie­ri­ger als die Ver­ar­bei­tung ande­rer Stoffe.

Viel Spaß beim Nähen!

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